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«FÜR IMMER UND EWIG»

Aktualisiert: 3. Apr. 2023

Die Hochzeit gilt als schönster Tag im Leben. Dies war nicht immer so. Unsere Vorfahren mussten viele Hürden überwinden, damit wir frei und unbeschwert in den Hafen der Ehe einlaufen können.


Vom glamourösen Auftritt in einem unwiderstehlichen Brautkleid über eine opulente Dekoration des Festsaals bis zu einem exquisiten Festmahl – Brautpaare möchten

ihren Hochzeitstag zu einem unvergesslichen Erlebnis machen und sind nicht bereit, Abstriche in Kauf zu nehmen. Verschiedene Attraktionen wie eine Fotobox, Cocktailbar, ein spektakulärer Champagnerturm oder Auftritte von Künstlern aus dem Ausland liegen heutzutage im Trend. Da ein Tag meist viel zu schnell vergeht, feiern viele gar ein ganzes Wochenende. Dies ist vorwiegend bei Auslandshochzeiten zu beobachten, die mit

grossem Vorbereitungs- und Anreiseaufwand einhergehen. Auch der Trauung selbst wird heute eine zentrale Rolle gewidmet. Ob auf einer Waldlichtung, am See oder in einer Kapelle auf einem Berg – Hauptsache ausgefallen und vor allem sehr romantisch. Doch war das immer so? Galt die Hochzeit in früheren Zeiten auch als der romantische Höhepunkt einer Partnerschaft?


«Hiwa» ist das altgermanische Wort für Heirat und bedeutet Hausgemeinschaft, Hausstand. Das Wort «Ehe» entstammt dem althochdeutschen Wort «ewe», dem «Gesetz». Die Ehe ist sozusagen eine Lebensgemeinschaft, die einem Gesetz und klaren Regeln folgt. Klingt gar nicht nach Romantik und Wolke sieben, eher nach einer nüchternen und pragmatischen Art des Zusammenlebens.


Im Mittelalter gab es verschiedene Formen einer Ehe. Bei der Muntehe wechselte die Frau von einem Schutzverhältnis und von ihrer Sippe in die des Mannes und dessen Familie. Dieser musste hierfür einen sogenannten Muntschatz, eine Ablösesumme an die Familie

der Frau abgeben. Ab diesem Zeitpunkt übernahm er die Vormundschaft über seine Frau. Ein Stimmrecht oder Meinungsfreiheit hatten Frauen damals nicht. Die Verhandlungen übernahmen die Sippen untereinander.


Später wandelte sich der Muntschatz, der Macht und Schutz bedeutete, in eine Art Versicherung für die Frau. Falls dem Ehemann etwas zustossen sollte, bekam seine

Witwe dieses Geld.


Neben der Muntehe gab es noch die Friedelehe sowie die Kebsehe. Diese waren im Mittelalter eher für die breiteren Bevölkerungsschichten und weniger verbindlich, somit

hatten die Frauen auch weniger bis gar keinen Schutz. Bis dato spielte die Kirche noch keine herausragende Rolle. Dies änderte sich aber nach und nach, bis es üblich wurde, bei Trauungen Gottes Segen einzuholen. Dadurch entstand die Hochzeitsliturgie, ein Ritual, welches das Ja- Wort beider Brautleute beinhaltete. Mit der zunehmend wichtigeren Rolle der Kirche setzte sich eine rechtlich bindende und sozial absichernde Ehe durch, wodurch ein Sippenvormund für die Frau unnötig wurde. Dieser Sippenvormund war nun der Trauzeuge.


Ab dem 13. Jahrhundert wurde die Kirche zu einer verbindlichen Notwendigkeit bei Hochzeiten. Ohne einen kirchlichen Segen war eine Ehe undenkbar und galt bestraft.

Erst die Modernisierung des alten Europas ermöglichte es Paaren, ihre Ehe in nichtreligiöser Form zu schliessen. Dies vorwiegend dank der Französischen Revolution, während der die Ehe erstmals in Frankreich um 1792 als zivile Trauung festgeschrieben wurde.


Text: BaslerIN Hochzeitsredaktorin Judith Ravasi

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