Die Boulderhalle hebdi in Liestal begeistert nicht nur Kletter-Fans
Eine Schulklasse beim Klettern. Foto: hebdi
Text: Andrea Elmiger
Es ist nun zwei Jahre her, dass Dominique Baumann mit der Maschine in der Hand die Holzplatten für die Kletterwände ausschnitt. Die Gründerin und Inhaberin von hebdi in Liestal hat gemeinsam mit Chaschper Kron ihren Traum von einer eigenen Boulderhalle erfüllt. Die ehemalige Abfüllhalle der Brauerei Ziegelhof, die länger leer stand, schien der perfekte Ort für ihr Vorhaben zu sein: geräumig, hell und zentral gelegen.
Die Idee kam ihnen 2018, als sie von einer mehrjährigen Segelreise zurückgekehrt sind. «Wir staunten, dass das Gebäude im Ziegelhof-Areal noch stand, denn eigentlich hätte es schon längst abgerissen werden sollen», erzählt Baumann. Nachdem sie den Vermieter überzeugt und einen Businessplan erstellt hatten, gründeten sie die Firma hebdi. So einfach wie die Planung gestaltete sich die Beschaffung der finanziellen Mittel nicht. Mithilfe von Crowdfunding sammelten die beiden über CHF 80 000.—. Genug, um mit dem Umbau zu beginnen, den die beiden mithilfe eines Freundes in nur acht Monaten vollzogen. Der Freund, ein gelernter Schlosser und erfahrener Kletterwandbauer, hat bereits die Kletterhalle K7 in Basel gebaut. Fürs hebdi mussten 500 Quadratmeter Holzplatten zusammen gebaut und mit bunten Griffen versehen werden. Die rund 400 Quadratmeter grosse Bodenfläche wurde zudem mit 30 cm dicken Gummimatten ausgelegt.
Der Aufwand hat sich gelohnt. Entstanden sind verschiedene Kletterbereiche mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, ein Trainingsraum, ein Billard-Tisch, eine gemütliche Sofaecke und neu ein Seilsektor im Obergeschoss. Dank des grossen Panoramafensters ist die Boulderhalle von Tageslicht durchflutet. Im Eingangsbereich lädt eine gemütliche Bar mit einer Bühne nebenan zum Verweilen ein. Hier finden Konzerte, Theater, Vorlesungen und Märchenstunden statt.
Märchenhaft finden es hier auch die jungen Kletterer, denn es gibt spezielle Parcours für Kinder. Dort kann man sich auf die Matten fallen lassen oder hochklettern und danach auf der Rutschbahn nach unten sausen. Wer mehr über die Techniken des Boulderns lernen möchte, besucht einen der Kinderkurse. Das hebdi bietet diese in verschiedenen Alterskategorien an. Auch Schulklassen profitieren. «Beim Bouldern lernen die Kinder sich zu konzentrieren, erleben, wie es ist, mit eigenen Kräften etwas zu erreichen und aufeinander zu achten. Das stärkt das Selbstwertgefühl und den Teamgeist», sagt Baumann.
Das Klettern in der Halle boomt. In den letzten Jahren haben Sportklettern und Bouldern einen grossen Schritt in Richtung Breitensport gemacht. Chaschper Kron, der schon lange in der «Szene» bekannt ist, betreibt diese Sportart seit seiner Jugend. Auch Dominique Baumann ist begeisterte Kletterin und sucht die Herausforderung. Es sei aber keineswegs so, dass in Kletterhallen nur Profis an der Wand hingen. «Auch ohne Vorkenntnisse kann man sich an die Kletterwand wagen. Bei uns trainieren sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene. Der Durchschnittsalter liegt zwischen 20 und 40 Jahren. Wir haben aber auch viele Familien mit Kindern und auch Besucherinnen und Besucher über 60 Jahren, die regelmässig zu uns kommen.»
Dominique Baumann und Chaschper Kron können sich eine Erweiterung ihres Angebots gut vorstellen. «Mit einem zusätzlichen Raum könnten wir mehr Trainingsmöglichkeiten im Bereich Balance und Geschicklichkeit anbieten. Dafür fehlen aber momentan die finanziellen Mittel», sagt Baumann.
Die Pandemie mit dem Lockdown und den vielen Massnahmen ging auch an ihnen nicht spurlos vorbei. Seit Einführung der Zertifikatspflicht hat sich die Zahl ihrer Besucher halbiert. Die beiden zweifelten jedoch (trotz Corona) nie an ihrem Plan. «Die Boulderhalle bringt Leben ins Ziegelhof-Areal und ist sowohl im sportlichen als auch im kulturellen Bereich eine Aufwertung für Liestal», sind sie sich auch heute noch sicher.
Gründer und Inhaber Dominique Baumann und Chaschper Kron. Foto: hebdi
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