Nadine Fink ist nicht nur eine höchst erfolgreiche Schmuck- designerin, sondern auch Gründerin von JEWELS BASEL, einer Plattform, die die hiesige Schmuck- und Uhrenszene belebt. Ihr Ziel ist es, das kulturelle Angebot in Basel zu erweitern und den
Wirtschaftsstandort zu vitalisieren. Die Veranstaltung fi ndet im Juni. zeitgleich mit der Art Basel statt.
Jamaikanische und Schweizer Wurzeln, promovierte klinische Psychologin und Master in BWL an der Universität in Basel, Postdoc-Studium an der amerikanischen Eliteuniversität Harvard, Schmuckdesignerin in Basel: Ihr Werdegang ist eher ungewöhnlich …
Ja, das ist wohl wahr. Nach dem Gymnasium hätte ich gern Möbeldesign studiert. Aber Basel
war noch nicht die Design-Stadt, die sie heute ist. Und ich sollte in Basel studieren. So habe ich mich für zwei Studiengänge entschieden, die mir für das Leben hilfreich und praktisch erschienen. Ich studierte mit Freude klinische Psychologie, Psychopathologie und BWL und pflegte an Antiquitätenmessen und Brocantes meine Leidenschaft für alte Möbel und Objekte. In meiner Zeit als Psychotherapeutin und Forscherin in Basel und Boston habe ich mich vermehrt mit antikem Schmuck beschäftigt und viel darüber gelesen. Ich wusste, ich wollte etwas mit Schmuck machen, dachte aber anfänglich, es würde eher etwas mit antikem Schmuck sein. Bis ich die Idee hatte, die antike Inspiration in zeitlose, kunstvolle Objekte zu verpacken und meinen eigenen Schmuck zu designen.
Interessanterweise waren mein Urgrossvater und Grossvater mütterlicherseits Juweliere und
Uhrmacher. Auch sonst gibt es einige Kreative in der Familie aus Jamaika. Der Bikini von Ursula Andress im James-Bond-Film «Dr. No» wurde von der Cousine meiner Mutter entworfen. Eine Tante meiner Mutter designte bezaubernde Kleider und verkaufte sie unter anderem in New York im Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman und an Walt Disney. Mein Vater ist ein talentierter Zeichner; hat als Ingenieur immer viel selbst entworfen und dann bauen oder produzieren lassen. Die Liebe zu Objekten aus einer anderen Zeit und die hohe Affinität für Design und Qualität habe ich von meinem Vater.
Was bewegt eine Wissenschaftlerin dazu, ihre Erfolg versprechende Karriere an den Nagel zu hängen und stattdessen im beschaulichen Basel Schmuck zu entwerfen?
Als ich als Research Fellow in Boston zum ersten Mal über mein Alter Ego sprach, bekam ich viel positiven Zuspruch. In dieser Zeit war ich oft in New York und habe mich dort von der Architektur und der Energie dieser Stadt tragen und inspirieren lassen. Ich hatte Freude an der Entwicklung von Forschungsdesigns und deren Umsetzung. Es war aber nie ein ausgetüftelter Plan, eine solche Karriere zu machen.
So sehr mich der akademische Austausch faszinierte und bereicherte, meinen Entscheid, mich dem Design zu widmen, habe ich nie bereut. Als Baslerin bin ich unserer Stadt sehr verbunden, liebe aber auch grössere Städte wie New York und London und schöpfe dort viel Inspiration. Mit Familie lässt es sich wunderbar in Basel leben und arbeiten. Meistens begleitet mich meine Familie und wir machen aus Geschäftsreisen Familien-Weekends oder dann eben Ferien.
Wie startet man eine Karriere als Schmuckdesignerin im Luxussektor?
Als ich mit dem Schmuck begonnen habe, wollte ich in diesen Sektor, aber mit einem anderen
Blickwinkel auf Luxus. Ich denke, das hat mit meinen Qualitäts- und Designansprüchen zu tun. Ich bin von den alten Meistern inspiriert, die den Luxus der Qualität, den Luxus des guten Designs und den Luxus, mit den schönsten Materialien arbeiten zu können, zelebriert haben. Heute ist der grösste Luxus, so viel Zeit zu investieren, wie man es vor hundert Jahren getan hätte, um das schönste Schmuckstück zu kreieren. Zu jener Zeit arbeitete man so lange an einem Schmuckstück, bis es perfekt war, da wurde nicht jede Stunde verrechnet.
Ich habe damals eine Person nach der anderen gefunden, die mir weiterhelfen konnte. Meine
erste Goldschmiedin war meine Babysitterin aus der Kindheit. Wir konnten auf einem vertrauten Niveau beginnen. Mein zweiter Goldschmied ist mir beim Abholen meines ersten LOEWENKIND-Rings in die Arme gelaufen. Natürlich wächst mit der Zeit das Netzwerk, aber im Prinzip arbeite ich seit 13 Jahren mit den gleichen Personen. Wir sind alle sehr positiv und schätzen die gute Energie. Wenn man wählen kann, mit wem man arbeitet, sucht man sich Partner aus, mit denen die Chemie stimmt. Alles wirkt und schwingt mit, davon bin ich überzeugt. Finanzielle Mittel? Ich bin froh, dass ich nie einen Business-Plan machen musste, sonst hätte ich wohl nie begonnen. So bin ich organisch gewachsen und habe alle Einkünfte wieder reinvestiert.
Woraus schöpfen Sie die Ideen für Ihre Kollektionen und wie setzen Sie sie um?
Wenn ich neue Stücke kreiere, studiere ich oft viele antike Kreationen. Von der Grossmutter einer guten Freundin bekam ich alte Auktionsbücher von Sotheby’s, darin gibt es unglaublich viel Inspiration. Die Ideen für meine LOEWENKIND-Kollektion habe ich in der Antike gefunden. Ich habe das grosse Glück, mit den besten Schweizer Gestaltern für Schmuck, mit sehr talentierten Goldschmieden und einem erfahrenen Edelsteinexperten arbeiten zu dürfen.
Sie nannten eine Ihrer ersten Kollektionen LOEWENKIND, weil dieses Tier Kraft, Mut und Eleganz symbolisiert. Dies scheint auch für Ihre eigene Karriere im Schmuckgeschäft zu gelten: 2010 gründeten Sie die Firma NANA FINK, und vier Jahre später waren Ihre Kollektionen weltweit online und in allen einschlägigen Showrooms von Los Angeles bis London vertreten. 2018 gründeten Sie die JEWELS BASEL, ein internationales Forum für Schmuckdesign, Edelsteine und Kunst – was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Ich denke, es braucht verschiedene Zutaten: Persönlichkeitsaspekte wie Mut, Kraft und Positivität. Und manchmal auch Nerven aus Stahl. Ich bin grundsätzlich nicht von Angst geleitet und daher auch etwas risikofreudig. Ich glaube, das Geheimnis zum Erfolg ist, an die eigenen Ideen und Designs zu glauben, diese beharrlich und mit Leidenschaft zu verfolgen und weiterzuentwickeln. Rückschläge, die es immer gibt, sollte man einigermassen gut wegstecken können. Und nichts geht ohne wunderbare Partner, ohne die Unterstützung der Familie, der Freunde und natürlich der Kundinnen. Gute Beziehungen, Dankbarkeit, das Teilen des Erfolgs und der Freude sowie das Zurückgeben sind essenziell.
Die JEWELS BASEL ist ihr jüngstes «Löwenkind» – wie baut man eine erfolgreiche Messe auf?
Die JEWELS BASEL habe ich 2018 gegründet, nachdem die Baselworld den Salon für Young Designers nicht mehr angeboten hat. Ich wollte einen exklusiven Salon für Schmuckdesigner gründen, suchte nach einer wunderschönen Location und wurde mit dem Wildt’schen Haus fündig. Grosse Häuser wie Chanel, Bulgari und Louis Vuitton haben hier schon ausgestellt. Wir haben Schweizer und internationale Schmuckdesigner, seltene Edelsteine und grossartige Künstler. Der Schmuckdesigner von Brad Pitt und Angelina Jolie ist ein enger Freund und hat zwei Jahre mitausgestellt. Solche Kollaborationen mit Brands, die ebenfalls im Luxussektor zu Hause sind, helfen und geben der Show Glaubwürdigkeit. Durch mein Schmucklabel kenne ich viele Journalistinnen, die mich und die JEWELS BASEL unterstützen. Ich erhalte auch grossen Support vom Standortmarketing der Stadt Basel. Jeder Baustein in der Kommunikation ist wichtig und es hilft, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren. Eine Messe im Luxussektor aufzubauen, die als solche anerkannt wird, ist nicht einfach, umso mehr bin ich dankbar, dass ich auf die grosse Unterstützung meiner Sponsoren zählen kann.
JEWELS BASEL erinnert nicht nur im Namen an die Art Basel, die noch einzige Messe mit internationaler Ausstellung in Basel, sie findet auch zur gleichen Zeit statt. Leidenschaft oder Geschäftssinn? Oder beides?
Weil es die Baselworld nicht mehr gibt, habe ich die JEWELS BASEL, die 2018 und 2019 zeitgleich mit der Baselworld stattgefunden hat, in die Woche der Art Basel verlegt. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass wir diese Kunstplattform für Basel erhalten und ausbauen können. Und klar, ein guter Geschäftssinn hat noch nie geschadet. Wenn man sich für Kunsthandwerk und für Design begeistert, ist die Kunst gleich um die Ecke. Für mich ist auch der Schmuck, den man an der JEWELS BASEL zu sehen bekommt, eine Kunstform. Mit dieser Show möchten wir Basel und seinen Kunst-Connaisseurs die vielen Facetten der Kunst, des Schmuckdesigns und der Edelsteine näherbringen, und somit einen Beitrag zum kulturellen Angebot von Basel leisten.
Worauf können wir uns bei der diesjährigen Ausgabe der JEWELS BASEL freuen?
In diesem Jahr kann man sich wieder auf einen sehr speziellen und schönen Anlass in Basel
freuen. Man taucht in eine andere Zeit ein. Es gibt die seltensten Edelsteine zu bestaunen, darunter die letzten Pink Diamonds aus der Argyle-Mine in Australien. Wir zeigen Werke von erfolgreichen Designerinnen und Designern sowie von aufstrebenden Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern (Graceland London und Fabio Melone).
In den Salons werden Sie von den Designs der charismatischen Brüder von Shamballa Jewels
verführt und können die exquisiten Kreationen von Fabian Blaser (Biel), Nana Fink (Basel), Iryna & Igor Karpova (Ukraine, Basel), Michael Stähli (Bern), Strong & Precious (Ukraine) und Vainard (Zürich) bewundern, anprobieren und erwerben. Auch die Kunsthandwerke einer Taschendesignerin (The Collector) werden präsentiert. Gold und Diamanten finden Sie auch in den Musikanlagen von Alesca Audio, welche die JEWELS BASEL musikalisch bereichern werden.
Text: Ulrike Zophoniasson
Fotos: Tim Lüdin
Creative Director: Dora Borostyan
Hair & Make-Up: Angela Uccela by Glossarium
Unterstützt durch: Naked Basel
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