Im Herzen von Basel, über den Dächern vom Barfüsserplatz, fand Anfang November letzten Jahres der Testdurchlauf für den Workshop «Kunst & Aufklärung» statt. Da dieser bei allen teilnehmenden, jungen Frauen so wunderbar ankam, wird es nun mehrere solcher Workshops im Jahr geben. Die Workshop-Leiterinnen berichten über ihre Motivation, Vision und das spannende Konzept.
Die Frauen, die den Workshop ins Leben riefen, sind beruflich in zwei scheinbar komplett verschiedenen Bereichen tätig: Vera Plattner ist Lehrerin und Sexualtherapeutin in Ausbildung und Eliza Sodo ist Kommunikations-Designerin und Leiterin von Kunstkursen. Irgendwann stellten beide fest, dass ihre beruflichen Hintergründe doch gut zusammenpassen könnten. Sehr gut sogar. Aus dieser Erkenntnis entstand die Idee, die zwei Bereiche zu kombinieren. Da sich beide sehr für Kunst und Themen rund um Sexualität, Körperwahrnehmung und zeitgemässe Aufklärung interessieren, begannen sie ein Angebot zu kreieren: Heraus kam ein künstlerisch-sinnlicher Workshop im Bereich Sexualpädagogik. Gedacht ist es für junge Frauen, die sich – jenseits vom biologischen Schulwissen (welches meist nur an der Oberfläche kratzt) oder der Aufklärung auf Social Media – mal ganz bewusst im realen Leben mit ihrer Sexualität und ihrem Körper auseinanderzusetzen wollen.
Wie genau kamt ihr auf die Idee, diesen Workshop anzubieten?
Vera Plattner: Als Pädagogin war und ist es mir ein Anliegen, dass Aufklärung nicht nur aus sexueller Gesundheit, Zykluswissen & Verhütung besteht. Es gehört jedoch weitaus mehr zu einer gesunden Entfaltung der eigenen Sexualität als das. Für junge Frauen reicht es nicht, nur gut informiert zu sein. Es ist vor allem wichtig, dass sie ein gutes Körperbewusstsein und Selbstsicherheit entwickeln können. Das sind wertvolle Lehren, die es braucht, um sich innerhalb einer intimen Begegnung mit einem anderen Menschen wahrnehmen und mitteilen zu können. Und nicht zuletzt braucht es dies, um die eigenen Wünsche klar zu kommunizieren und die eigenen Grenzen sowie die des Gegenübers zu wahren. Ausserdem liebe ich es, als Pädagogin Wissensinhalte lustvoll und fühlbar aufzubereiten. Wir wollten deshalb ein Angebot kreieren, welches jungen Frauen die Möglichkeit bieten, mehr mit sich selbst, ihrem Körper und ihrer Sinnlichkeit in Kontakt zu kommen.
Eliza Sodo: Mich inspiriert das Thema philosophisch und künstlerisch. Das kreative Schaffen als Übung soll die Intuition stärken und die Sinnlichkeit fördern. Vieles aus meinem Kunstkurs kann ich hier wunderbar einbetten. Als Künstlerin und Kunstvermittlerin möchte ich zum Nachdenken und zum Philosophieren anregen. Es gibt so viel Interessantes zum grossen Thema Sexualität, Körperbild und Aufklärung aus der Kunstgeschichte zu vermitteln. Ich denke, dass Kunst einen sehr greifbaren und gleichzeitig tieferen Zugang zu solchen Themen bietet.
Was ist eure Motivation dahinter?
Eliza Sodo: Die sexuelle Revolution in unserem digitalen Zeitalter hat viele Veränderungen mit sich gebracht. Wir leben in einer Zeit, in der Sex und Sexualität scheinbar allgegenwärtig sind ist. Im gemeinsamen Austausch haben wir uns gefragt, was das mit jungen Menschen macht. Noch nie war es für Kinder und Jugendliche so einfach an pornografische und sexualisierte Inhalte zu gelangen. Dieser Sex-Konsum stieg in den letzten Dekaden drastisch an und führt zu immer jünger werdenden Konsumenten. Dabei geht jedoch der Sex-Genuss, die Sinnlichkeit und das Kennenlernen der eigenen Bedürfnisse immer mehr unter, was sehr schade ist. Die Idee, Sexualpädagogik zu modernisieren hat uns begeistert. Unser beider Wissen und Können zu kombinieren, ergab in unseren Augen ein starkes Konzept.
Ihr habt auch schon Zukunftsvisionen, richtig?
Vera Plattner: Wir sehen sehr viel Potenzial in einem solchen Workshop. Als Lehrerin weiss ich, dass immer mehr Schulen, wenn es um Aufklärung geht, auf externe Personen zurückgreifen. Wir könnten uns deshalb auch vorstellen zukünftig unser Angebot auf Schulen zu erweitern. Ob freiwilliger Tagesworkshop, Nachmittagskurse an einer Sekundarstufe oder einem Gymnasium oder ein Kurs für eine Intensivwoche: Wir sind da ganz offen. Das Wichtigste ist, dass es für die Schule, die Lehrperson und vor allem für die Schülerinnen stimmig ist.
Wer also Lust hat, seine Sinnlichkeit künstlerisch zu erforschen, ist in diesem Tagesworkshop genau richtig. Vera Plattner und Eliza Sodo öffnen jungen Frauen ab 16 Jahren einen Raum für eine moderne und bewusste sexuelle Aufklärung. Eine, die nicht nur die Körperwahrnehmung schult und tieferes Wissen vermittelt, sondern auch zum Philosophieren, Austauschen und zum Kreativsein einlädt.
Anmeldung und weitere Infos unter:
Comments