Mit Nadja Hauser hinter den Kulissen von Young Stage.
Was vor der premiEre geschah …
7 Tage vor der Premiere:
Ein letztes Mal ins Büro, ein letztes Mal Mails checken. Ich drucke mir alle wichtigen Dokumente aus, die ich während den Proben brauche. Alle Termine und Tasks speichere ich ins Handy. Dann schliesse ich das Büro ab und gehe nach Hause. Zwei Tage brauche ich absolute Ruhe. Ich denke nichts, schlafe viel, schau mir einen Film an. (Das glaubt mir nie jemand, aber es ist so.) Denn alles ist so weit fertig. Natürlich kommen noch Fragen und letzte Ideen von den Moderatoren oder irgendwer will noch etwas überarbeiten etc. Aber da sage ich dann: Fertig. Ich bin nicht erreichbar.
5 Tage vor der Premiere:
Ich packe meinen Koffer und ziehe gemeinsam mit meinem Mann Rony ins Hotel, rechtzeitig, wenn auch die Artisten in Basel ankommen. Für jede Darbietung ist eine Stunde Probenzeit auf der Bühne vorgesehen. Mehrere Teams arbeiten gleichzeitig, um das grosse Puzzle, das sich Show nennt, zusammenzufügen. Ich bin sehr nah dran an den Moderatoren, die sich den Text für die Show zurechtlegen. Da sie quasi das Sprachrohr des Festivals sind, ist das Chefsache. Ich bin eine Perfektionistin, deswegen bin ich überall. Ich unterhalte mich mit den Künstlern, helfe bei Problemen, dazwischen gebe ich noch rasch ein Interview und erst spätabends falle ich ins Bett. Da kann ich dann schon nicht mehr abschalten. Ein Glas Wein hilft.
Premieretag, morgens:
Ist wirklich schon wieder ein Jahr vergangen? Ich muss mich kneifen. Am Abend vorher war Generalprobe, die Show steht, es sind nur kleine Anpassungen nötig. Um 7 Uhr bin ich auf den Beinen, schnappe mir einen Kaffee an der Hotelbar und dann gehts rüber zum Zelt. Unser Fotograf ist schon am Sichten der Bilder. Gemeinsam wählen wir erste Fotos für die Presse aus. Diese ruhigen Stunden am Morgen vor der Premiere geniesse ich sehr. Für mich gibt es nichts Schöneres, als von unseren Artisten und unserem Team umgeben zu sein, mich mit ihnen zu unterhalten, zu lachen und die Vorfreude zu geniessen. Jetzt könnte die Zeit stehen bleiben.
Premieretag, nachmittags:
Es wird hektischer. Nun kommen auch die Artisten an, die am Open-Air-Weekend auftreten. Da sind viele Bekannte dabei, das Wiedersehen ist grossartig. Ich begrüsse die Leute offiziell und erkläre die Abläufe der Open-Air-Events. Um alles kümmert sich danach unser Open-Air-Team. Jetzt gehts Schlag auf Schlag, eine letzte Choreografieprobe auf der Bühne, damit am Abend nichts schiefgeht. Oh, ich muss mich ja noch umziehen und dafür rasch ins Hotel. Mein Handy klingelt unaufhörlich: Nadja, da ist unser Partner, dessen Gäste du begrüssen sollst. Ich werfe mein Outfit mitsamt Schuhen in meine Tasche und renne in DAS ZELT zurück, begrüsse die Gästeschar und dann übernimmt mein Mann die Gruppe für eine Backstageführung. Er ist eine grosse Unterstützung, mein Backup sozusagen. Auf jedem Meter im Zelt treffe ich TeamkollegInnen an, die noch was fragen wollen — ich liebe Multitasking! Plötzlich ertönt es: «Mamiiiiii!» Mein Sohn rennt auf mich zu, er trägt ein YOUNG STAGE T-Shirt und darf heute Abend zum ersten Mal bis am Schluss dabei sein. Ich nehme ihn an der Hand und er folgt mir. Er darf Bühnenhelfer sein und ist sooo stolz.
Premieretag, abends:
Die Angespanntheit ist unbeschreiblich. Meine Nerven sind zum Bersten, aber ich freue mich auch riesig. Dann gehts los! Opening auf der Bühne, Riesenstimmung im Saal. Ich stehe mit meinem Kernteam und meiner Familie auf der Bühnenseite. Wir halten uns alle an den Händen, nun kommen Tränen vor Glück, vor Erleichterung … Wir habens geschafft! Jetzt den Künstlern Daumen drücken. Ich entspanne mich etwas — bis kurz vor Schluss, wenn meine Dankesrede auf der Bühne angesagt ist. Zum Glück weiss mein Team, dass ich kurz vorher sterben möchte. Jemand bringt mir ein Glas Cola, das hilft. Ich schaff das, es wird gehen! Und dann sind die Premiere und meine Rede vorbei. Wir fallen uns in die Arme! Dieser Teamgeist ist das Allerbeste überhaupt! Deshalb liebe ich das alles so sehr. Beim Anstossen tu ich aber nur so, Alkohol ist die ganze Woche tabu. Aber das Glücksgefühl ist für mich besser als jedes Glas Prosecco.
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