Jehona Kasas Herz schlägt für Gerechtigkeit. Seit sie denken kann, wollte sie einen Beruf ausüben, der mit dem Gesetz zu tun hat. Heute ist sie Polizeibeamtin in Basel-Stadt.
Von Rea Elmiger
Ursprünglich wollte sie Jura studieren, doch dann sah sie ein Inserat über die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Kantonspolizei Basel-Stadt. Nun arbeitet die 31-Jährige seit elf Jahren als Polizeibeamtin und hat noch keinen einzigen Tag bereut. «Vielleicht liegt es auch daran, dass kein Tag dem anderen gleicht. Du weisst nie, was dich erwartet», erzählt die Baslerin.
Aufgrund des Schichtsystems sind auch die Arbeitszeiten unterschiedlich. Konstant ist nur der Ablauf der Vorbereitungen nach Ankunft in der Polizeiwache. Als Erstes zieht Jehona Kasa ihre Uniform an und holt ihren Waffengurt, der aus Sicherheits- gründen in einer abgeschlossenen Schublade aufbewahrt wird. Danach überprüft sie den Ladezustand ihrer Waffe in einer dafür speziell eingerichteten Stelle. Vor jedem Dienstantritt wechselt sie zudem den Akku ihres Funkgerätes und ihrer Taschenlam- pe. Sobald Jehona Kasa ausgerüstet ist, begrüsst sie ihren Vorgesetzten und alle wei- teren Kolleginnen und Kollegen mittels Händeschütteln. (Wegen Covid-19 fällt dieses Ritual momentan weg.) «Das bedeutet für den aktuellen Tag: ‹Ich gebe mein Leben in deine Hände›», so Jehona Kasa. «Vertrauen ist das A und O. Vor Dienstbeginn weiss man nicht, wer einem später als Partner zugeteilt wird.» Bei der Schichtübergabe verkündet der Vorgesetzte wichtige Informationen wie aktuelle Veranstaltungen, Aufträge, Strassen-Sperrungen aufgrund einer Baustelle oder Hinweise zu bestimmten Personen. Es gibt aber auch Tage, an denen schon vor dem Dienstantritt beinahe alle Mitarbeiter an Requisitionen (Untersuchungen) ausrücken müssen und dieser Übergaberapport deshalb nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden kann.
Einer der Mitarbeiter erstellt jeweils den Dienstplan, wonach entweder eine Doppelpatrouille oder eine Dreier-Patrouille pro Dienstfahrzeug eingeteilt wird. Meistens sind Polizisten den ganzen Tag oder die ganze Nacht mit derselben Person bzw. denselben Personen unterwegs. Wer sozusagen «frei auf Fahrt» ist, kann selbstständig Aktionen wie eine Verkehrs-/ oder Personenkontrolle durchführen. Diese Polizisten stehen der Einsatzzentrale, die die Fahrzeuge mithilfe von GPS auf ihren Bildschirmen nachverfolgen kann, jederzeit zur Verfügung. Wenn ein Anruf über die Notrufnummern 117 oder 112 eingeht, wird je nach Einsatzort das jeweilige Fahrzeug, das sich am nächsten befindet, an diesen Einsatz geschickt. Es kann eine Meldung von einem falsch parkierten Fahrzeug bis hin zu einem Gewaltdelikt sein. «So kommt es immer wieder vor, dass man in ein grös- seres Ereignis involviert ist und somit nie sicher, ob man pünktlich nach Hause gehen kann», erzählt die Mutter von zwei Kindern.
"Man kommt auch mal an seine Grenzen."
Heute ist der gebürtigen Albanerin vieles Routine. Dennoch komme sie manchmal an ihre Grenzen, sagt sie. So beispielsweise während ihrer Ausbildung, als sie mit einer Patrouille mitfahren durfte, die zu einem Suizid gerufen war. «Ich hatte zuvor erst einen Toten in meinem Leben gesehen. Dieswar eine ältere Person, die eines natürlichen Todes starb», so Jehona Kasa. «Kaum am Einsatzort angekommen, erwartete uns ein weinender, total aufge- löster Mann. Dieser führte uns in seine Wohnung, wo er uns seinen toten Sohn zeigte. Wie sich herausstellte, hatte sich dieser, während sein Vater im Zimmer nebenan geschlafen hat, mit einer Pistole erschossen. So etwas lässt einen lange nicht los.»
Freude und Leid gehörten zum Job dazu, meint Jehona Kasa. Als Polizistin sei man überall dort anwesend, wo Menschen leben, lachen und weinen. Um diesen abwechslungsreichen und anspruchsvollen Beruf ausüben zu können, muss man einen starken Charakter, einen wachen Geist und Menschenkenntnis haben. Wichtig sei aber auch ein guter Sinn für Humor. «Dies erleichtert so manche Situationen», sagt Jehona Kasa und lächelt.
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