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ÜBER LESUNGEN, PAKETE UND CORONA

Hinter den Kulissen mit Carmen Stocker, Marketingleiterin des Basler Kulturhauses Bider & Tanner.




Von Carmen Stocker

Mir kommt es vor, als ob es erst gestern gewesen wäre: Im November 2018 feierten wir mit zahlreichen Gästen unser 20-jähriges Jubiläum. In Zeiten von Corona, in denen an derartige Feierlichkeiten leider nicht zu denken ist, erinnere ich mich sehr gerne daran zurück.

Die Geschichte von Bider & Tanner begann im Frühsommer 1998, als meine Eltern, Jens und Franziska Stocker, die beiden Basler Buchhandlungen «Bider» (in der Steinenvorstadt) und «Tanner» (an der Streitgasse) am verkehrsgünstigen Bankenplatz unter einem Dach zusammenführten. Ich war damals mit meinen gerade mal neun Jahren «schon voll dabei». Im Laufe der Zeit ist der Kundenzuspruch derart gewachsen, dass wir unser Sortiment stetig erweiterten und die Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern auf mittlerweile knapp 2000 Quadratmeter vergrössern konnten. Mit der Übernahme von Musik Wyler 2009 bauten wir die grösste noch unabhängige Buchhandlung der Schweiz zum Kulturhaus aus, das mit dem Einzug der SBB-Stadtfiliale und der TCS-Kontaktstelle jüngst auch zu einem Kompetenzzentrum für den privaten und öffentlichen Verkehr geworden ist.

Ebenso stieg die Anzahl an Mitarbeitenden auf rund 50 – davon die meisten gelernte Buchhändlerinnen und -händler. Bei uns sind «die Kundinnen und Kunden Gäste»; wir gehen auf die individuellen Kundenbedürfnisse ein und kennen unsere Stammkundschaft beim Namen.


Ich bin einerseits in der Marketing- und Kommunikationsabteilung tätig, in der ich unter anderem die hausinternen Veranstaltungen aufgleise. Andererseits arbeite ich an der Vorverkaufsstelle und leite die Musikabteilung. Für gewöhnlich betrete ich morgens gegen 8.30 Uhr das Geschäft. Entweder mache ich den Verkaufstresen bereit oder ich beginne den Arbeitstag im Büro mit E-Mails checken, gefolgt von diversen administrativen Aufgaben und Sitzungen. Wenn ich im Laden eingeteilt bin, erledige ich zwischendurch verschiedene kleine Dinge. Beispielsweise bestelle ich die in der Tagespresse besprochenen Bücher, CDs und DVDs und räume die neu eingetroffene Ware in die Regale ein.


Wenn ich abends bei einer Buchvernissage auf der Bühne stehe, bin ich immer froh, wenn ich nachmittags nochmals kurz nach Hause gehen kann, um mich für den Auftritt auch mental vorzubereiten. Gegen 18 Uhr gehe ich wieder ins Geschäft und helfe beim Aufbau. Wir verwandeln das Kulturhaus in ein kleines Theater. Das hat immer etwas Magisches. Spätestens jetzt beginnt es in mir zu kribbeln und die Vorfreude steigt. Um 19.30 Uhr beginnt die Veranstaltung. Gegen 23 Uhr kehre ich erschöpft, aber überglücklich nach Hause und falle dann bald ins Bett. Denn am anderen Tag muss ich wieder früh auf der Matte stehen.


Die Coronakrise hat nicht nur unseren Veranstaltungsplan auf Eis gelegt, sondern auch den gesamten Arbeitsalltag auf den Kopf gestellt. Während des Lockdowns (17. März bis 10. Mai 2020) mussten unsere Ladenräumlichkeiten für die Kundschaft geschlossen bleiben. Wir nahmen jedoch weiterhin Bestellungen telefonisch, per E-Mail und über unseren Webshop entgegen. Die bestellten Artikel haben wir unseren Kundinnen und Kunden portofrei nach Hause geschickt. In kürzester Zeit sind wir von einer stationären zu einer Versandbuchhandlung herangewachsen. Vor dem Lockdown hatten wir täglich rund 100 Pakete verschickt. Nun waren es 800 bis 1000 Päckchen pro Tag. Die Kundinnen und Kunden konnten ihre Bestellungen ab 27. April 2020 auch im benachbarten Blumengeschäft Au Bouquet abholen. Diese externe Abholstation war bei der Kundschaft sehr beliebt. Die Kundinnen und Kunden haben uns in dieser schweren Zeit auch viel Rückhalt gegeben.


Ich bin sehr glücklich, dass wir am 11. Mai 2020 unser Geschäft mit den vorgeschriebenen Hygiene- und Schutzmassnahmen des BAG wieder öffnen konnten und unsere Kundinnen und Kunden wieder persönlich begrüssen und beraten dürfen. So macht die Arbeit am meisten Spass!



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